Dienstag, 18. Dezember 2007

Größe

Größe ist relativ. Heißt es doch immer. Anscheinend gibt es aber Bestrebungen, die relative Größe zu de-relativieren, was sich dann "Standard" nennt.

Ich zum Beispiel bin angeblich "außerhalb des Standards". Klar. Meiner Meinung nach, weil ich cleverer bin als der komplette Rest der Hundewelt. Und selbstbestimmt. Der Standard misst aber nicht meine Intelligenz, sondern er vermisst mich. In Höhe, Länge, Breite.....rundherum eben. Das normale Maß reicht wohl nicht für mich, ich bin also "außerhalb des Standards". Relativ gesehen nichts, was mich beunruhigt. De-relativiert aber bringt es einige Nachteile für mich, die mindestens meine Hunderechte verletzen und mir vor allem aber diverse Möglichkeiten der Selbstverwirklichung nehmen.

Kann das sein?
Ist es gewünscht, gewollt und sinnvoll, mich auf einen Standard zu reduzieren, indem man mich mit einigen Zahlen zu erfassen und auszudrücken versucht??? Meint Mensch, mir damit wirklich gerecht zu werden?

Nehmen wir meine Höhe.

Ich bin also zu hoch. Zu hoch für die Mini-Agility-Klasse - das lass ich mir ja noch gefallen. Die Fußhupen sollen ja auch ihre Chancen haben.

Aber bin ich wirklich zu hoch, um schön zu sein? Sehen wir es doch mal mit meinen Augen.

Ich habe genau die Höhe, um auf den Wohnzimmer-Couchtisch schauen zu können, das bringt mir erhebliche Vorteile bei der Prüfung der Nahrungsmittelvorräte auf eben diesem. Ich habe genau die Höhe, um im Sitzen hinten aus dem Auto oder aus dem Arbeitszimmer schauen zu können. Ich habe genau die Höhe, um auf den Hinterbeinen stehend auf die Arbeitsplatte in der Küche lugen zu können - oder Frauchen die Pfoten auf den Allerwertestens zu hauen. Außerdem bin ich unter meinesgleichen meisten der Größte - und der Stärkste sowieso. Dass die Frauen nicht mess-, aber sichtbar darauf stehen, muss ich ja wohl nicht sagen...

Denkt mal drüber nach, ob nur alles schön ist und gut, was in ein Schema passt, das sich irgendwer ausgedacht hat. Der wahre Hunde-Adel fragt danach nicht - hier zählen andere Werte und andere Dinge. Das Fell muss dicht sein, die Nase muss gut sein, man muss die Maus fiepen hören, den Fuchs rascheln, die Augen müssen das Stöckchen im Wasser erkennen und man muss einen Menschen haben, der einen so nimmt und liebt, wie man ist. Glücklich ein Hund, der nicht schön "im Standard" sein muss, um geliebt zu werden - oder?

In diesem Sinne wünsche ich für heute eine be-sinn-liche Vorweihnachtszeit

Euer
Spike Gottschling